Wie das alles begann...

Es war circa das Jahr 2013, als ich beim Durchstöbern von Pinterest-Thumbnails auf eine Handhebel-Espressomaschine von FAEMA stieß.
Ich dachte mir, was ist das bloß für eine verrückte Maschine, als mir plötzlich in den Sinn kam, sowas zuhause bei den Eltern schon einmal gesehen zu haben!
Es war natürlich völlig vermessen zu denken, dass ich hier das Glück hätte und tatsächlich mal etwas finden würde, das sich lohnte, Jahrzehnte aufgehoben zu werden. So wählte ich unverzüglich Mutters Telefonnummer um mir bestätigen zu lassen dass dieses seltsame Teil Kaffeemaschine noch in irgendeiner Ecke der zahlreichen Abstellräume des ehemaligen Wirtshauses (vulgo "Au-Wirtshaus") stand.
Und tatsächlich! Kaum zu glauben stellte sich nach einiger Recherche heraus, dass es sich bei dem Stück um eine bereits recht rar gewordene, eingruppige FAEMA President mit VELOX-Brühgruppe handelt! Quasi das Luxusmodell der damaligen Serien, weil diese spezielle VELOX Brühgruppe über einen eigenen Kessel innerhalb der Gruppe verfügt und so innerhalb von 5 Minuten betriebsbereit ist und darüber hinaus hervorragende Temperaturstabilität aufweist.
Es war Spätherbst, so nahm ich mir die Überarbeitung dieser Maschine als Winterprojekt vor. Meine ehemalige Berufsausbildung im Bereich Metall- und Elektrotechnik war natürlich eine gute Basis dafür und so begann ich das gute Stück in alle Einzelteile zu zerlegen und Teil für Teil aufzuarbeiten.
Es wurde neu abgedichtet, geschliffen, poliert, gelötet (die Velox Gruppe benötigte eine neue Heizung da die alte Defekt war), verkabelt,... und rd. 150 Arbeitsstunden später genoss ich meinen ersten "Werkstatt-Kaffee", wie ich seither den ersten Kaffee im Rahmen des Testlaufs einer meiner Restaurationsobjekte bezeichne.
Was soll ich sagen? Die Faszination dieser schweren Maschinen hat mich nicht mehr losgelassen. Es gibt kaum einen Markt dafür und als Unternehmer beschloss ich kurzerhand, dieses Erlebnis auch meinen Mitmenschen zugänglich machen zu wollen!
Nun machte ich mich daran ein Netzwerk von Frankreich bis Italien aufzubauen, denn solche Maschinen kann man ja nicht einfach beim Großhändler nachbestellen wenn mal nix mehr auf Lager liegt. Den Nachschub für weitere Projekte sicherzustellen ist sicherlich das schwierigste daran was mittlerweile jedoch gut gelingt.
Seither liegt meine Kapazität bei ca. 4-6 Vollrestaurationen pro Jahr und die Marke GranPresso wurde aus der Traufe gehoben!

Aber wer glaubt dass das schon alles war...

Es war natürlich klar dass ich immer wieder von Kunden gefragt wurde, welche Bohnen sie denn nun einfüllen sollen. Ich habe mich lange davor gehütet vollmundige Empfehlungen auszusprechen, denn Geschmäcker sind ja verschieden und auch eine gute Röstung schmeckt nur wie sie schmecken soll wenn auch Mühle, Mahlgrad- und Menge, Temperatur usw. passend sind.
Es gab am heimischen Markt der Kleinröster zwar viele hervorragende Specialty-Kaffee-Sorten, diese waren aber meist recht helle Röstungen welche in den alten Espressomaschinen, die für den klassischen Italian Roast entwickelt wurden, geschmacklich nicht zur Geltung kamen. Andererseits war ich mit der Qualität des Bohnen-Rohmaterials und mit den Handelsbedingungen der großen (italienischen) Kaffeemarken nicht einverstanden und vermied es diese ausdrücklich zu empfehlen; es passte einfach nicht zu meinem persönlichen Anspruch als Manufaktur eine anonyme, schwarz geröstete unbekannte Mischung in die Mühlen meiner Kunden einzufüllen.
Als mir dann im Zuge des Espressomaschinen-Einkaufs ein Probechargen-Röster mit 0,75kg Batchgröße in die Hände fiel, erlag ich der Neugier und machte meine ersten Röstversuche. Es dauerte nicht lange und nach einigen Cuppings startete ich eine Zusammenarbeit mit SANTA CRISTINA COFFEE aus El Salvador.

Ein Tag ohne Kaffee ist möglich - aber sinnlos!
Herzlichst, Alexander Feuchtenhofer